Beschreibung

Das Stift Heiligenkreuz ist nach Morimond (Burgund, Frankreich) die älteste Zisterzienserabtei weltweit. Aufgrund der wechselhaften Geschichte sind Pläne nur ansatzweise vorhanden. Die letzten Versuche, die Pläne zu aktualisieren, stammen aus dem Jahr 1946.

Der Rektor der dortigen Universität, Pater Dr. Dr. Karl Wallner OCist, trat mit dem Wunsch nach einem Gesamtmodell an die Bautechnik-Abteilung der HTBLuVA Mödling heran. Nach Aushebung der Pläne bei dem Bauamtsleiter, Ing. Link, ergab sich die Notwendigkeit der Aktualisierung bzw. Neuerstellung von Bestandsplänen. Dies bestätigte der Abt des Stiftes, Gregor Henckel-Donnersmarck, und gab grünes Licht zur Erstellung von Plänen von der Abtei.

Für die Erstellung von Plänen ist die Vermessung der bestehenden Gebäude und des Geländes erforderlich.
Im Zuge der Vermessungsarbeiten stellte sich als besondere Schwierigkeit die Aufnahme der Stiftskirche heraus. Diese Herausforderung bot sich als Thema einer Diplomarbeit an.

Zum besseren Verständnis war es unumgänglich, sich mit der Baugeschichte zu befassen. Dabei konnten wir ermitteln, dass ein Großteil des Komplexes gotischen Ursprungs ist.

Die HTL Mödling verfügt über modernste Vermessungsgeräte. Mit diesen Totalstationen und Theodoliten ist es erst seit kurzem möglich, vom Boden aus Gebäudepunkte einzumessen (reflektorlose, elektrooptische Distanzmessung) und direkt auf den Laptop zu übertragen.

Dadurch ist eine sofortige Überprüfung der vermessenen Punkte gewährleistet. Ohne reflektorloses Messen wäre uns ein Erfassen des vorwiegend gotischen Baudenkmales weder im Außenbereich noch die Gewölbeaufnahme im Innenbereich möglich gewesen. Die Turmspitze weist immerhin eine Turmhöhe von 66,60m Metern über dem anschließenden Gelände auf. Im Außenbereich ist eine Aufnahme ohne direkte Kontrollmöglichkeit auch nicht zielführend, weil auf Grund der langen Entstehungsgeschichte keine Rasterbildung bzw Vereinheitlichung von Säulen, Gewölben, Kreuzgängen, etc. vorhanden ist. Wegen dieser Vielfalt war eine große Anzahl von Vermessungspunkten erforderlich. Trotz modernster Geräte war auf Grund der großen Datenmenge die Aufnahmegrenze bald erreicht. Wir zerlegten daher die Gesamtdatei in viele einzelne Zwischenaufnahmen.

Für die direkte Übertragung der Vermessungsdaten auf den Laptop vor Ort mussten wir neue Datenübertragungskabeln zwischen Laptop und Tachymeter schalten. Dennoch kam es immer wieder zu Problemen, und wir mussten im Tachymeter, in der Systemsteuerung des Laptop und im Tachycad (ein Programm zur Übertragung der Vermessungsdaten vom Tachymeter ins Autocad) die Schnittstellen neu konfigurieren. Hilfestellung der Hersteller der Geräte konnten wir dabei nur teilweise in Anspruch nehmen, da die Zusammenarbeit zwischen diesen Geräten (Laptop, Schnittstellenkabeln, Tachymeter) aufgrund verschiedener Herstellerfirmen noch nicht kompatibel war. Da es für diese Aufgabe keine Anleitung gab, haben wir für die zukünftigen Benutzer ein Handbuch für Installation und Betrieb des Tachymeters in Verbindung mit dem Laptop verfasst.

Danach begannen wir mit der dreidimensionalen Außenaufnahme der Stiftskirche und des anschließenden Ensembles. Zunächst wurden die Fassaden, der Turm und der Dachreiter aufgenommen. Dann verbanden wir die Gebäudepunkte in Autocad zu Fassaden. Diese wurden anschließend mit der Dachfläche und dem Dachreiter zu einer 3D-Außenhülle zusammengesetzt. Zur besseren Orientierung nahmen wir Digitalfotos zu Hilfe.

Den historischen Holz-Dachstuhl, die Wendeltreppe und die Innenansichten von Turm und Dachreiter erfassten wir mittels Handskizzen und Unterstützung mittels Laserdistanzmessers mit integrierter Winkelmessfunktion.

Bei der Innenaufnahme machte die schlanke, hohe Bauweise ein häufiges Umstellen der Totalstation erforderlich, da sich ansonsten schleifende Schnitte ergeben hätten. Dies würde zu Ungenauigkeiten führen. An manchen Stellen war das Gewölbe zu dunkel, deswegen mussten wir für ausreichende Beleuchtungen sorgen. Nach dem vermessen wurde der Innenraum mit CAD nachbearbeitet und mit der Außenhülle zu einem dreidimensionalen Ganzen verbunden.

Für die Erstellung des gesamten Stiftskomplexes verbanden wir nun die 3D-Kirche mit den 3D-Aufnahmen mit dem Gelände und den umliegenden Gebäuden: Arkadenhof, Melkerhof und päpstliche Hochschule.

Aus diesem gesamten 3D-Modell erstellten wir dann erst die Bestandspläne.

Wir hatten auch Besprechungen mit Hrn. Mag. Ivan Tochev, dem Geschäftsführer von Gereral-Laser, einer Laser- Modellbaufirma. Demnach sind für die Erstellung eines Laser-Modelles je nach Aufwand der Stukkatur fünf bis sieben Ansichten pro Fassade nötig. Dies haben wir vom Melkerhof auch ausgefertigt. Diese Ansichten werden dann in das CNC-Programm eingegeben und mittels eines Laserstrahles ausgeschnitten.

Aus dem 3D-Programm haben wir im Cinema 4D fotorealistische Renderings erstellt. Diese haben wir den tatsächlichen Digitalfotos gegenübergestellt.

Aus eigenem Antrieb haben wir abschließend noch ein kleines Infocenter entworfen, in dem das Gesamtmodell ausgestellt werden kann.